Ich war bisher jeden Sommer meines Lebens auf Sizilien. Trotzdem wurde mir nie langweilig, denn von Neugierde und Wissensdurst gelenkt, verschlug es mich immer wieder an verschiedene Orte der Insel. Sehenswerte Orte, die selbst meine einheimische Familie noch nie besucht hat. Dabei reicht es, sich für ein paar Stunden ins Auto oder in den Zug zu setzen und schon lernt man ein ganz anderes Sizilien auf der anderen Seite der Insel kennen. Vor einigen Jahren beschlossen meine Familie und ich ein kleines Abenteuer zu unternehmen. Abenteuer, da wir bis zu diesem Zeitpunkt eher nur die Badelandschaften und Kulturorte Siziliens besichtig hatten. Wanderungen waren für uns bis zu diesem Zeitpunkt, bis auf sehr kurze Wanderungen im ‚Riserva Naturale Orientata Zingaro’, einem geschützten Naturpark, eher etwas Unbekanntes.  Also entschieden wir, mal etwas Neues zu sehen, uns neu herauszufordern. Und wo geht das auf Sizilien am besten, wenn nicht auf dem höchsten Gipfel der Insel, dem Ätna.

Aktuelles Wetter in Taormina, Sizilien

Live-Webcam-Ätna
Live-Webcam-Ätna

Unser Dorf liegt ca. 50 km von Palermo entfernt auf einem Berg. Als wir ganz früh morgens losfahren ist die Luft also noch sehr kühl und ich möchte am liebsten zurück in mein warmes Bett. Gleichzeitig freue ich mich aber auch auf die kommenden zwei Tage, denn meine Eltern haben sie wunderbar durchgeplant und mich erwarten zwei große Highlights: Eine geführte Jeep-Fahrt auf dem Ätna und morgen einen ganzen Tag im nahegelegenen Etnaland, dem größten Wasserpark Siziliens, der abends die Türen wieder als normaler Freizeitpark öffnet.

Glücklicherweise habe ich keine Probleme damit im Auto zu schlafen und so bekomme ich von der Fahrt gar nicht viel mit. In knappen vier Stunden sind wir bereits an unserem Ziel angekommen und ich bin endlich auch fit für den Tag.

Bergführer Fabio

Ein Mann mit festem Schuhwerk und einer beigen Wanderweste läuft auf uns zu und stellt sich uns vor. Sein Name ist Fabio und er ist unser Berg- und Wanderführer für den heutigen Tag. Mein Vater hatte sich bereits telefonisch mit ihm in Kontakt gesetzt und einen Treffpunkt am Tal des Ätna mit ihm ausgemacht. Die Bergführergruppe Siculi Sentieri, welcher er angehört, bietet ein sehr breites Angebotsspektrum für Ätna-Exkursionen in verschiedenen Sprachen an – darunter auch in deutscher Sprache. Er erklärt uns kurz, welche Route er in Absprache mit meinem Vater für uns geplant hat und dann fahren wir los.

Ätna

Mit einem schwarzen Jeep fahren wir hoch hinaus auf den Vulkan. Ich bin überrascht, denn ich hatte mir die Landschaft hier ganz anders vorgestellt. Viel kahler und wärmer. Stattdessen kann ich, fast schon wie in einem Wald, nur hohe Bäume sehen, die ganz viel Schatten werfen und daher den Weg recht kühl halten. Wer hätte gedacht, dass ich auf einem Vulkan frieren würde?

Unser erstes Ziel ist eine kleine Höhle, die einige Meter tief in den Boden des Vulkans reicht. Wir müssen hineinklettern, erklärt Fabio. Dazu holt er aus dem Jeep fünf Helme mit eingebauter Stirnlampe und einige Absturzsicherungsgurte. Wir klettern in die Höhle und ich merke, dass unser Abenteuer begonnen hat.

Wir müssen uns öfter bücken und ganz klein machen, um nicht an die Decke der Höhle zu stoßen, denn sie liegt tief über uns. Das Gestein der Mauern ist sehr interessant anzusehen, denn es schimmert im Licht der Lampe in verschiedenen Farben und hängt in eiszapfenförmiger Form von der Höhlendecke. Als wir wieder herausklettern, wartet bereits die nächste Exkursionsgruppe auf uns, um ebenfalls in die kleine Höhle zu steigen.

Wir fahren weiter und erreichen das Rifugio Giovanni Sapienza. Das ist eine kleine Schützhütte auf dem Ätna, die einem kleinen Hotel mit Bar-, Restaurant- und Pizzabetrieb ähnelt. Direkt daneben befindet sich ein großer Parkplatz, auf dem wir neben vielen anderen Exkursionsvehikeln parken.

Unser Bergführer betritt die Hütte und bringt für jeden von uns ein paar Wanderstöcke mit. Diese kann man sich hier gegen Gebühr ausleihen, wir bekommen sie allerdings gratis, da sie im Preis der Führung inkludiert sind.

Von hier an gehen wir also zu Fuß weiter und wandern.

Ätna, Sizilien
Ätna, Sizilien

Fußwanderung auf den Ätna

Je weiter wir uns vom Rifugio Giovannini Sapienza in Richtung des Gipfels entfernen, desto weniger Bäume sind zu sehen und desto „vulkaniger“ wird die Landschaft.

Wir erreichen ein kleines Häuschen mit Gitterfenstern. Recht unscheinbar. Und dennoch scheint es etwas Besonderes an sich zu haben, denn einige Menschen stehen um das Häuschen herum und lassen sich damit fotografieren. Fabio verrät uns, dass sich das Geheimnisvolle im Inneren der Hütte befindet.

Wir spicken durch das Fenster und sehen eine Figur der heiligen Maria. Das Verrückte und Besondere an der Figur ist jedoch nicht sie selbst. Die gesamte linke Seite  des Häuschens wurde von der Lava eines stärkeren Vulkanausbruchs zerstört und gelang bis ins Innere. Einzig und allein vor der Heiligenfigur hat die Lava Halt gemacht und sie umgangen. Ein heiliges Zeichen des Himmels also!

Ätna, Sizilien
Ätna, Sizilien

Der Boden unter meinen Füßen wird immer schwarzer, loser und wärmer. genau so hatte ich mir die Vulkanlandschaft vorgestellt.

Es ist abgekühlte Lava auf der wir laufen und Fabio erklärt uns, dass es verschiedene Lavaarten gibt und dass diese je nach Ausbruchsstärke durchaus auch mal bis nach unten in die nahegelegenen Dörfer und Städte gelangt. Wirklich gefährlich wurde der Vulkan für die Anwohner jedoch fast nie, denn selbst wenn ein Vulkanausbruch stattfindet, gibt es mittlerweile ausreichende Sicherheitsmaßnahmen, die für das Wohl der Anwohner sorgen.

Als wir wieder den Rifugio Giovannini Sapienza erreichen, bietet Fabio uns zwei Optionen an: Entweder wir fahren mit einem Bus oder der Seilbahn etwas weiter hinauf, da er mit dem Jeep nur bis zu diesem Punkt fahren darf oder wir fahren wieder runter und erkunden ein bisschen die Gegend um Taormina herum. Da man auch mit dem Bus und der Seilbahn nicht bis an die absolute Spitze des Vulkans gelangen darf, entscheiden wir uns dagegen und nehmen sein zweites Angebot an.

Ätna, Sizilien
Ätna, Sizilien

Taormina

Taormina ist eine wunderschöne Hügelstadt an der Ostküste Siziliens. Berühmt ist sie vor allem für ihr altes römisch-griechisches Amphitheater und die einzigartige Aussicht auf die Isola Bella di Taormina, zu der Fabio uns jetzt führt.

Die Isola Bella ist eine kleine Insel im Ionischen Meer, die durch eine Sandbank mit dem Strand von Mazzarò, einem Ortsteil von Taormina, verbunden ist. Die Aussicht ist spektakulär. Am liebsten würde ich jetzt auch auf der Insel sein und mich im Meer erfrischen, wie die vielen Badegäste, die ich von hier oben aus beobachten kann. Doch unser Reiseführer hat etwas anderes mit uns vor, etwas ganz Besonderes!

Taormina, Isola Bella, Sizilien
Taormina, Isola Bella, Sizilien

Gole dell’Alcantara

Er fährt etwas weiter zu den Gole dell’Alcantara. Das sind Schluchten am Fluss Alcantara, ganz in der Nähe des Ätna. Sie sind bis zu 20 Meter tief und haben sich über tausende Jahre in das Lavagestein des Vulkans gefressen, was auch eines der charakteristischsten Merkmale der Schluchten ausmacht. Hier kann man ganz normal im Fluss baden, auch wenn das Wasser nicht gerade dazu einlädt, denn es hat nahezu eisige Temperaturen.

Eine weitere Aktivität, die man hier ausüben kann ist das sogenannte Body Rafting. Besucher des Flussparks können voll ausgerüstet mit Taucheranzug, Helm und Jacke einen geführten Parcour durch den Fluss machen.

Gole dell'Alcantara, Schluchten, Sizilien
Gole dell’Alcantara, Schluchten, Sizilien

Geheimer Spot im Flusspark

Auch wir möchten den Flusspark etwas besser erkunden und so fährt Fabio uns kurzerhand mit dem Jeep etwas weiter hinauf an einen geheimen Spot, an dem tatsächlich nur wir sind. Es ist sehr leise hier und man kann sich gut auf das Plätschern des Flusses konzentrieren. Einfach nur schön! Und auch die Aussicht werde ich niemals vergessen: Sauberes Wasser zwischen dunkelgrauen Gesteinen und blühenden Pflanzen.

Unser Reiseführer fährt uns zurück zu unserem Treffpunkt von heute Morgen, wo auch unser Auto noch steht. Wir bedanken uns vielmals bei ihm bevor er geht, denn er hat uns wirklich einen wunderbaren Einblick in die Welt des Ätnas gegeben. Danke! Grazie!

Ich hoffe Sie haben jetzt auch die nötige Abenteuerlust bekommen, um den Vulkan Ätna zu erforschen. Ich war und bin immer noch sehr fasziniert von den verschiedenen Klimazonen mit jeweils eigener Vegetation, die man hier antreffen kann.

Besonders für Ski-Fahrer könnte der Vulkan ein interessantes Reiseziel sein, denn es gibt hier sogar die Möglichkeit auf zwei Skigebieten Spaß zu haben! Packen Sie also ihre Actioncam und das Snowboard ein und los gehts!

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betravel Reiseredaktion
Artikel aktualisiert am 27. Oktober 2022

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