Ich war bereits als Kind einige Male in diesem Naturschutzgebiet gewesen und erinnere mich noch ganz genau an die vielen, bunten Fische und den riesigen Spaß, den ich beim Schnorcheln hatte. Auch der Weg bis ich endlich ins Wasser springen konnte, war für mich ein Abenteuer. Denn es gab immer viel zu entdecken: grüne Palmen, blühende Sträucher, Eidechsen, riesige Ameisen, Vögel und ganz viele andere faszinierende Pflanzen und Tiere.

Kinder, Sizilien, Chiara D'Amico
Kinder, Sizilien, Chiara D’Amico

Aktuelle Wetterprognose Palermo, Sizilien

Italien ohne Sizilien macht gar kein Bild in der Seele: hier ist erst der Schlüssel zu allem – Johann

Wolfgang von Goethe bei seiner Italienischen Reise

Aus diesem Grund beschließen wirkurzerhand, diesen wunderbaren Ort nach all den Jahren wieder zu besuchen und unsere Erinnerungen aufzufrischen. Dieses Mal nehmen wir uns aber vor, alle Buchten zu Fuß zu durchwandern und zu besichtigen.

Das Naturschutzgebiet

Lo Zingaro ist das erste Naturschutzgebiet auf Sizilien, das konsequent auf die wilde Schönheit der Natur und ihrer freien Entfaltung ausgerichtet ist. Seine Küste ist eine der wenigen auf Sizilien ohne Küstenstraße.

Der Kalksteinfelsenabschnitt, der das Dolomitenreservat bildet, erstreckt sich im westlichen Teil des Golfs von Castellammare, entlang der Ostseite der Halbinsel Capo San Vito mit Blick auf das Tyrrhenische Meer, zwischen Castellammare del Golfo und Trapani.

Das Gebiet des Reservats erstreckt sich von der Cala Mazzo di Sciacca bis zur Tonnarella Dell’Uzzo.

Im Inneren des Reservats befinden sich ein Naturkundemuseum, das Museum für maritime Aktivitäten, das Museum für landwirtschaftliche Zivilisation, in dem der gesamte Weizenzyklus nachgestellt wird, ein Umweltbildungszentrum, zwei ausgestattete Bereiche zum Rast machen und ein paar wenige ländliche Gebäude, die für Biwaks genutzt werden.

Sizilien, Riserva Naturale Dello Zingaro
Sizilien, Riserva Naturale Dello Zingaro

Sentiero Costiero

Wir betrachten die Karte und entscheiden uns dafür, dem Sentiero Costiero, dem Küstenweg, zu folgen. Am besten sei es, jetzt am frühen Morgen den gesamten Weg bis zur letzten Bucht zu wandern, um dann nach und nach die einzelnen Buchten auf dem Rückweg zu besichtigen, meinte mein Vater. Diese Idee war vermutlich die beste, die er einbringen konnte, denn der Weg bis zur letzten Bucht ist knappe sieben Kilometer lang und kann unter der prallen Mittagssonne ohne zwischenzeitliche Abkühlung im Wasser extrem anstrengend werden. Wir machen uns also auf den Weg.

Ich bin glücklich wieder am Ort meiner Erinnerungen zu sein.

Der Eingang des Naturschutzgebietes erscheint mir auf den ersten Blick recht unspektakulär. Neben einer riesigen Parkfläche steht ein kleines Häuschen, an welchem man die Eintrittskarten ergattern kann. Das Parken auf dieser Fläche kostet, hier gilt aber: Wer zuerst kommt, mahlt zuerst!

Besonders für die Schwaben unter uns könnte dieser Tipp interessant sein, denn es gibt einen freien Parkplatz direkt vorm Eingang des Zingaro. Sobald dieser gefüllt ist, wird ein zweiter Parkplatz geöffnet, für den man allerdings 5 Euro am Tag bezahlen muss. Der Eintritt in das Schutzgebiet kostet ebenfalls 5 Euro pro Person, für bestimmte Gruppen wie beispielsweise Schülergruppen gibt es allerdings eine Ermäßigung von bis zu 4 Euro pro Kind.

Wir erhalten unsere Tickets und jeder von uns eine eigene Landkarte des gesamten Naturschutzgebietes mit eingezeichneten Routen und Kilometerzahlen.

Der Eingang zum Naturschutzgebiet

Wir betreten endlich den Eingangsbereich des Reservats und ich komme aus dem Staunen gar nicht mehr heraus.

Vor mir ist ein riesiger Tunnel, der in den Berg gegraben wurde. Er ist es, der das Unscheinbare Nichts der Parkfläche, von der wild wuchernden Natur des Naturgebietes trennt.

Hat man den Tunnel nämlich erst einmal überquert gelangt man direkt auf einen sandfarbenen, steinigen Küstenweg – weit oben über dem Meeresspiegel.

Tipps für Wanderungen im Lo Zingaro

Tipps für Wanderungen im Lo Zingaro

Da ich es nicht gewohnt bin so weit zu laufen, muss ich ehrlich zugeben, dass ich teilweise bei langen Wanderungen durchaus an meine Grenzen kam. Je später es wurde, umso höher stieg die Sonne an den Himmel und prallte direkt auf unsere Köpfe. Ich freute mich jedes Mal, wenn die Palmenblätter für etwas längere Zeit ein wenig Schatten spendierten. Wer hier nicht ausreichend mit Wasser versorgt ist, könnte durchaus ein Problem bekommen, denn die Buchten und auch die nächsten Möglichkeiten, um eine Wasserflasche zu ergattern liegen teilweise mehrere Kilometer auseinander. Nehmen Sie also unbedingt ausreichend Wasser zum Trinken und für längere Wanderwege mit!

Der steinige Weg ist an einigen Ecken eher schmal, an anderen wieder breiter, führt plötzlich steil abwärts und dann wieder aufwärts. Unter den Füßen spüre ich ab und zu Steine, die sich versuchen durch meine dünne Gummisohle zu bohren. Ich beneide die Leute, die mit festem Schuhwerk gekommen sind. Plötzlich gelangen wir an einen Abzweig mit kleinen Holzschildern. Ein kurzer Blick auf die Karte verrät uns, dann wir links gehen müssen, um unserer Route zu folgen.

Flora und Fauna

Auf dem Weg begegne ich, wie in meinen Erinnerungen auch, sehr vielen Eidechsen. Sie sind bräunlich, gemustert oder so saftig grün, dass sie sich in den  Palmen und in den anderen Pflanzen, die uns umgeben, perfekt verstecken können. Man muss also manchmal etwas genauer hinsehen, um die getarnten Reptilien zu entdecken.

Scheinbar ist es hier sogar möglich Wildschweinen zu begegnen. Diese sind nämlich auch im Reservat zu Hause und verlaufen sich manchmal auf den Küstenweg. Auch wenn ich einem Wildschwein ungern auf diesem schmalen Weg begegnen möchte, halte ich dennoch Ausschau nach einem. Interessant fände ich es nämlich schon!

Ich bin erneut fasziniert und freue mich immer mehr auf die Buchten, denn wenn auch diese meinen Erinnerungen entsprechen, möchte ich hier nicht mehr weg! Während ich die wunderschöne Aussicht auf die ersten beiden Buchten genieße, die wir mittlerweile schon lange hinter uns gelegt haben, schreit eine Frau etwas weiter hinter mir plötzlich auf. Sie hatte sich an die hölzerne Abgrenzung gelehnt, welche daraufhin kurzerhand eingestürzt ist. Glücklicherweise ist ihr nichts weiter passiert.

Ein absolut wichtiger Tipp von mir an die Leser ist also der, sich nicht an diese Abgrenzungen zu lehnen, da sie durch das Wetter etwas instabil geworden sind. Bleiben Sie lieber auf dem Weg und stützen sich anderweitig ab, falls sie müde sind.

Viele Wege führen zur Riserva Naturale Orientata Zingaro

Ungefähr auf mittlerer Strecke kommen uns auf einmal weitere Touristen entgegen. Ich bin verwirrt – und sie sichtlich auch. Warum drehen sie denn schon wieder um? Und wie früh morgens waren sie denn wohl schon da, um jetzt schon zu gehen?Wir kommen ins Gespräch und es stellt sich heraus, dass das Naturschutzgebiet von zwei Seiten betretbar ist. Wir liefen also die selbe Route ab, allerdings waren wir auf der jeweils entgegengesetzten Seite gestartet! Wir auf der Seite von Castellammare del Golfo durch den Südeingang, sie hingegen auf der Nordseite des Reservats bei San Vito Lo Capo.

Cala Tonnarella dell’Uzzo

Als wir nach fast zwei Stunden wandern endlich an unserem Ziel, also der letzten Bucht von Castellammare aus ankommen, kann ich es kaum fassen. Vor mir liegt ein unglaublich süßer, kleiner Strand, der von Kakteen und Palmen umgeben ist. Die Farbe des Wassers reicht von Transparent, über Türkis bis hin ins Dunkelblau am Horizont und verläuft schließlich mit dem Himmel.

Ich lege meinen Rucksack in eine Ecke der Bucht ab und gehe endlich ins kalte Wasser. Das habe ich mir jetzt definitiv verdient! Es reicht mir sofort bis an die Knie, ich kann meine eigenen Füße auf den weißen, runden Steinen sehen und – ein Meer aus Fischen! Kurzerhand drehe ich wieder um und hole meine Taucherbrille, auch wenn die Fische bereits so, mit dem bloßen Auge fast perfekt zu erkennen sind.

Wir verbringen ca. zwei Stunden an dieser Bucht, bevor wir uns wieder auf den Rückweg zur nächsten machen. Und zwar ganze zwei Stunden im Wasser! Ich kann gar nicht genug bekommen von den bunten Fischen und den Korallenriffen, die man an den Felsen entlang beobachten kann.

Wir entscheiden uns gegen Mittag wieder aufzubrechen. Jede einzelne der insgesamt sechs Buchten ist in sich besonders und unglaublich schön. Das Naturspektakel der Unterwasserwelt, wie ich es an der ersten Bucht erfahren hatte ist an den anderen Buchten nicht weniger schön. Die Strände sind alle verschieden. Mal muss man auf steilen Felsen sitzen und ins Wasser klettern, wie beispielsweise an der Cala Berretta, mal kann man sich entspannt zwischen die Felsen legen und sich sonnen, wie bei der Cala Marinella.

Langweilig wird einem hier auf jeden Fall nicht, besonders nicht, wenn Sie eine Tauchmaske mitnehmen!

Cala Capreria

Eine Sache mit der wir leider absolut nicht gerechnet haben an diesem Tag, ist schlechtes Wetter. Leider macht es uns jetzt aber doch einen kleinen Strich durch die Rechnung, denn aus dem Nichts schiebt sich eine große Wolke vor die Sonne und das Meer beginnt sich etwas aufzuwühlen. Gerade jetzt, wo wir uns doch der ersten Bucht nähern, die ich unbedingt nochmal so erleben wollte wie früher einmal!

Als wir an dieser angelangen ist es schon etwas frischer. Ein Vorteil des Windes ist aber, dass uns so das Laufen immerhin nicht mehr so schwerfällt wie am Vormittag unter der prallen Sonne. Bereits von oben sehe ich den Strand und um mich kurz zu fassen: ich wurde nicht enttäuscht. Die Bucht ist noch immer so schön wie in meinen Erinnerungen, wenn nicht sogar schöner! Um zum Strand zu gelangen müssen wir eine Art Treppe mit recht hohen Stufen hinuntergehen. Wie ich diese wohl als Kind mit meinen viel kürzeren Beinen gemeistert habe?

Als wir nach fast zehn Stunden wieder auf den Tunnel am Eingang zulaufen, möchte ich am liebsten eigentlich gar nicht gehen. Ich freue mich dennoch auf das Abendessen bei meiner Oma und auf mein Bett, denn der Tag war anstrengend. Ich traurig, gleichzeitig bin ich aber auch von Freude erfüllt. Ich glaube, Sie müssen auch einmal hier gewesen sein, um zu verstehen was ich meine. Dieser Ort ist magisch. Wirklich.


Lesetipps:

Änderungen vorbehalten

Änderungen, Schreibfehler und Irrtümer ausdrücklich vorbehalten. Abbildungen können ähnlich sein.

Diskussion

betravel Reiseredaktion
Artikel aktualisiert am 30. Januar 2023

ImpressumDatenschutzWerbungMediaKitÜber unsKontakt© All rights reserved

Werbung