Was man bei den Shaolin Mönchen in Henan lernen kann
Henan, China
Der Tag begann frühmorgens um 6 Uhr, als Kevin zusammen mit seinen anderen Mitschülern geweckt wurde und den Tag mit der ersten Stunde Powertraining startete. Er war einer von 20 internationalen Studenten an der Yuntai Shan International Culture and Martial Arts School, berühmt durch die Tradition der Shaolin-Mönche, zusammen mit weiteren 200 Einheimischen studierten sie Kung Fu, Tai Chi, Wing Tsun, sowie chinesische Sprache und Kultur.
Von den Tagen davor steckte ihm noch jede Menge Muskelkater in den Knochen, der aber mit den ersten Dehnungsübungen Schritt für Schritt nachließ und bald nicht mehr spürbar war. Die Übungen fördern die allgemeine Beweglichkeit, Kraft, Ausdauer und das Selbstbewusstsein im Hier und Jetzt. Sie fördern die Balance und sind die Grundlage für alle weiteren Trainingseinheiten, die über den ganzen Tag auf die Studenten warteten.


Klick zur -> Yuntai Shan International Culture and Martial Arts School

Tief in den Bergen Henans
Wie war Kevin, tief in den Bergen Henans in der Mitte Chinas, etwa 800 km südlich von Peking, hierher gekommen? Nach seinem Abitur 2018 wollte er unbedingt ins Ausland und die Welt entdecken, am liebsten eine Weltreise machen, so weit weg wie möglich. Über einen Freund erfuhr er von der Yuntai Shan International Culture and Martial Arts School und war sofort elektrisiert. So begeistert, dass er sich ein Ticket für 600 Euro kaufte und nach China flog. Er meldete sich für einen 2 Monate langen Aufenthalt in der Schule an, was für den Unterricht, die Unterkunft inklusive Verpflegung weitere 500 US$ pro Monat kostete. Aber das war es ihm wert. Wie er heute im Rückblick auf diese Zeit sagt, bereute er keinen Moment, dass er sich in dieses Abenteuer gestürzt hat und zehrt immer noch von allen Erfahrungen, die er dort gelernt hat.
Der Gegensatz zu seinem bisherigen Leben war riesig und es war genau das, was in diesem Moment genau die richtige Entscheidung war. Wir können verstehen, dass sich Viele solch einen Schritt gut überlegen würden, denn dieses Abenteuer ist nicht für alle richtig. Aber für Jugendliche, die sich für Kung Fu, chinesischen Kampfsport und chinesische Kultur allgemein interessieren, denen geht hier das Herz auf.
Kevin liebte schon als kleiner Junge die Filme von Jackie Chan und Bruce Lee. Er begann schon mit acht, neun Jahren mit Judo. Das war der spielerische Einstieg und wer die Gemeinschaft spürt und die sportlichen Erfolge kann schnell große Fortschritte machen. Wer nicht stehen bleibt und immer weiter trainiert, wird irgendwann auf Wing Tsun aufmerksam, eine andere chinesische Kampfkunst und dann ist es nicht weit bis zu Kung Fu oder Kickboxen. Es ist danach nur ein logischer Schritt, um sich auf eine Reise zu den Wurzeln, zu den Shaolin Mönchen zu begeben.
Yuntai Shan School, Henan China – Google Maps

Die Yuntai Shan Schule
Die Yuntai Shan Schule liegt mitten irgendwo zwischen den Bergen Henans. Fast abgeschieden vom Rest der Welt lernt man mit chinesischen Kindern und anderen internationalen Schülern den Kampfsport seiner Wahl. Unterschieden wird in Kung Fu, Kickboxen und Thai Chi.
Beim Kung Fu geht es um Selbstbeherrschung und blitzschnelle Aktionen und Reaktionen. Die Übungen unterstützen die motorische Entwicklung (Links-Rechts-Koordination, komplexe Bewegungsmuster, Achterbewegungen), erhöhen die Konzentrationsfähigkeit und man lernt Strategien, sich in Konflikten zu behaupten, ohne gleich zuzuschlagen.
Je nachdem, wie lange man bleibt – manche der internationalen Schüler sind teilweise länger als ein Jahr dort – und wie ehrgeizig man ist, lernt man verschiedene Formen des Kung Fu, sowie den Kampf mit Stock, Schwert oder anderen Waffen.
Wer mehr in den tatsächlichen Zweikampf will, der entscheidet sich für Kickboxen. Aber Vorsicht, hier geht es nicht um blindes Draufschlagen. Man lernt vielmehr Technik, Ausdauer und Koordination.
Körperlich nicht ganz so anspruchsvoll ist Thai Chi. Hierbei geht es darum, seinen eigenen Körper besser kennenzulernen und zu kontrollieren. Empfehlenswert für Alle, die ihre Fitness und Beweglichkeit mit Thai Chi verbessern wollen.
Ins Schwitzen kommt man aber bei allen Disziplinen und bald auch schon an die körperliche Leistungsfähigkeit. Wer denkt, jetzt geht es nicht mehr weiter, der wundert sich, wie belastbar der Körper sein kann und welche Befriedigung und unglaublichen Spaß diese Übungen bringen können.
Chinesische Kultur und Lebensart
Nach dem Powertraining gibt es Frühstück und man sitzt mit chinesischen Kids und internationalen Freunden zusammen an großen Esstischen. Das hauseigene Restaurant vermittelt das Flair einer chinesischen Großfamilie und eine bessere Gelegenheit, typische chinesische Lebensart und -kultur kennenzulernen, gibt es nicht. Das Essen ist abwechslungsreich und viele unterschiedliche Menüs – Fleisch-, Fisch- und Gemüsegerichte – lassen keine Wünsche offen.
Nach dem Frühstück kann man am Chinesisch-Unterricht teilnehmen, die Sprache lernen, oder 2 mal in der Woche an der Buddhism Class teilzunehmen. Bei Ambiente-Musik und Räucherstäbchenduft versinkt man in sich und meditiert. Die Meditation und Selbstbesinnung ist ein Kontrast zu den körperlichen Anstrengungen und wer sich darauf einläßt, begreift, welch großes Glück es ist hier zu sein und wie reich der Erfahrungsschatz ist, den man mitnehmen kann.
Nach dem Mittagessen geht es weiter. Shaolin Mönche trainieren jetzt mit jedem Schüler in der gewählten Sportart. Nirgendwo sonst kommt man der chinesischen Kampftechnik so nah und lernt direkt von den Meistern, von den Besten der Besten.
Wenn man sich nach dem Abendessen ins Bett legt, spürt man jede Faser seines Körpers und fühlt sich vital, lebendig, energetisch und ist trotzdem froh, sich ins Bett zu legen und den Körper ausruhen zu lassen.
Wochenende in China
Das TukTuk ist eine beliebte Art der Fortbewegung. Mit anderen Schülern kann man am Wochenende oder abends in der Freizeit in die Umgebung oder in die Nachbarstädte fahren. Es raubt einem den Atem, wenn man aus der Abgeschiedenheit der Berge in die 10 Millionen Einwohner Stadt Jiaozou eintaucht und die widersprüchlichsten Eindrücke auf sich wirken lässt. Die Angebote und Möglichkeiten sind unvergleichlich. Das volle China Paket.
Am Anfang ist man noch überrascht, wenn Einwohner auf die Fremden zukommen und ein Selfie machen wollen, weil man sich hier mittendrin im Herz von China befindet, dass sich kaum Ausländer hierher verirren und man als Langnase einfach auffällt.
Landschaftliche Schönheit Chinas
Die Lehrer und Trainer der Yuntai Shan Schule sorgen für ein abwechslungsreiches Programm und so kommt man mit anderen Schülern in den Genuss von Ausflügen in die Berge Henans, bei denen man noch unberührte Natur, Affen, die in freier Wildbahn leben und atemberaubende Gletscherlandschaften entdecken kann.
Bei einem dieser Besuche geht es auch zu einem Abstecher zu den originalen Tempeln der Shaolin Mönche, wo man den Pro’s über die Schulter schauen und die ganz besondere Stimmung erleben kann, die dort zu spüren ist. Die Besonderheit dieses Moments wird bewusst, wenn man sich wie auf einer Wolke schwebend in diesem Moment fühlt.

Fazit und Rückbesinnung
Eine Reise nach China in die Berge Henans und der Aufenthalt in der Yuntai Shan Schule ist ein Abenteuer. Eine Erfahrung, die mit nichts zu vergleichen ist und der persönlichen Entwicklung und Selbstfndung weiterhilft.
Ein Abenteuer welches zum Nachdenken anregt mit Eindrücken, die man garantiert noch nirgendwo sonst gesehen hat. Auch nicht in einem Bruce Lee Film. Denn der Aufenthalt ist real. Man lernt über sich selbst. Man kommt sich und der Welt um einen herum näher. Auf spiritueller Ebene, sowie auf körperlicher Ebene. Ein Abenteuer, bei dem man an seine körperlichen Grenzen stoßen kann. Ein Abenteuer, welches Menschen aus der ganzen Welt verbindet und zusammenwachsen lässt.
Jeder Besucher, der solch einen Aufenthalt persönlich erlebt hat, zehrt noch nach Jahren davon.
Autoren: betravel, im Gespräch mit einem ehemaligen Studenten der Yuntai Shan School.
Kevin R* (Name geändert)
Fotos: © Unsplash, Pixabay, Yuntai Shan School
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betravel Reiseredaktion
Artikel aktualisiert am 6. März 2020

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Hört sich spannnend an. Wollte sowas auch schon immer mal machen, aber weniger in richtung Kampfkunst sondern mehr in richtung Meditation bei Mönchen lernen und die eigene Mitte finden! Gibt es für sowas auch veranstalter?
Hallo André, ja es gibt viele Veranstalter dafür. Hast Du konkrete Fragen oder spezielle Wünsche? Dann schick uns ein Kontaktformular rein. https://www.betravel.de/kontakt/ Viele Grüße
Hi Marie,
Die Schule hat in China einen sehr guten Ruf und die Chinesen zahlen verhältnismäßig sehr viel Geld, um ihre Kinder auf dieses Internat schicken zu können.
Die Schule war schon öfters im chinesischen TV und ist bekannt dafür, die Kinder streng und diszipliniert zu erziehen.
Der Austausch mit den Lehrern funktioniert hervorragend auf Englisch. Wenn man dann doch nicht alles verstehen sollte, kann man immer seine Mitschüler nach Hilfe fragen.
Ps. Vor allem deutsche hat es sehr auf diese Schule gezogen ;)
Strenge und Disziplin…scheinen die Menschen in China zu mögen. Aber die Schule scheint ja dann sehr International zu sein. War es dann gut zum Beispiel auch viele deutsche bei sich zu haben oder hat es eher gestört da so die richtige „Erfahrung“ gefehlt hat?
Spannende Idee! Aber ich frage mich wie man denn darauf kommt genau dorthin zu gehen. Hat diese Schule einen gewissen Ruf? Und wie kann man sich den Austausch mit den „Lehrmeistern“ vorstellen?