Der Flug von Deutschland nach Buenos Aires dauert 14 Stunden. Wer keine Knochen aus Kautschuk oder ein Economy Plus Ticket hat, steigt zerknittert und gerädert aus dem Flieger.
Die Fluganreise ist eine Herausforderung für Personen mit Rückenproblemen oder Gelenkschmerzen (wie mich). Dafür ist die Freude, endlich angekommen zu sein, umso größer. Welcome in Argentina.

Das ist der erste große Stopp, bevor man nach einem, zwei oder drei Tagen weiterfliegen möchte, um in Ushuaia auf ein Expeditionsschiff in die Antarktis zu steigen. Ich hatte sogar 5 Tage eingeplant, weil ich vorher noch nie in Buenos Aires war und mich die Stadt sehr interessierte. Nachträglich betrachtet war es die richtige Entscheidung, denn die Stadt ist so gut, so viel besser als ihr Ruf. Ich bin ein Fan von Buenos Aires geworden.

Ausserdem wollte ich Zeit haben um mich intensiv auf die Antarktis, das eigentliche Ziel, einzulesen und vorzubereiten.

Je mehr und besser man sich vorbereitet, desto phantastischer wird die Reise.

Hier sei auf eine Passage in einem der Bücher eines Antarktis–Autors verwiesen, der berichtet, wie er sich wegen mangelnder Ausrüstung so über sich selbst geärgert hat, dass er Geld für eine zweite Reise sparen musste, um die Fehler wieder gut zu machen, die er bei entsprechender Vorbereitung hätte vermeiden können.

Aktuelles Wetter in Buenos Aires

Ankunft in Buenos Aires und erste Eindrücke von der Stadt

Der erste Tag in Buenos Aires nach der Landung ist je nach persönlichem Zustand mehr oder weniger der Tatsache geschuldet, dass man müde und verwirrt die vielen neuen Eindrücke aufnimmt, die man verarbeiten muss. Der internationale Flughafen Buenos Aires liegt ca 33 km außerhalb des Zentrums und es empfiehlt sich ein Taxi zu nehmen, das dich direkt am Hotel absetzt, das du möglichst schon in Deutschland voraus gebucht hast. (Das Hotel, nicht das Taxi). Es gibt natürlich auch öffentliche Verkehrsmittel, aber mit dem umfangreichen Antarktisgepäck ist es besser sich die Taxifahrt zu leisten, die in meinem Fall 26 Euro ins Zentrum gekostet hat. Das ist ein Preis, der in Deutschland für diese Distanz und Zeitdauer wesentlich mehr gekostet hätte. Man kann das Taxi in Pesos, Dollar oder Euro bezahlen.

Am Flughafen selbst wurde ich darauf hingewiesen, dass man Geld umtauschen kann, aber die Taxivermittlerin meinte, der Umtauschkurs in der Stadt wäre günstiger. Die Tauschrate schwankt zwischen 62 und 68 Pesos für einen Euro im November 2019 und abhängig von der Umtauschquelle.

Alvaro Art Hotel. Buenos Aires
Alvaro Art Hotel. Buenos Aires

Zeitunterschied und Jetlag

Man fliegt mit der Sonne mit und kommt so am frühen Morgen an, wenn man abends in Frankfurt gestartet ist. Der Tag ist also noch jung.

Das heisst aber nicht, dass man frisch aus dem Flugzeug steigt. Durch 4 Stunden Zeitverschiebung, den Jetlag und die geistige Umpolung muss man sich erst langsam an den neuen Ort gewöhnen. Auspacken, Einchecken, Entspannen, Akklimatisieren. – Dann schaut man sich staunend um und entdeckt die nächste Umgebung.

Ich war mit meiner Frau im historischen Zentrum von Buenos Aires abgestiegen, im ‚Centro‘ und die ersten Schritte führten uns, nachdem wir wieder aufrecht gehen konnten, zum zentralen Mittelpunkt der Stadt in der Nähe des Obelisken, wo wir erst einmal Geld gewechselt haben.

Das war in den Galerías Pacífico, die eine offizielle Wechselstube eingerichtet haben. Später wurden wir dann sehr oft auf die Möglichkeit Geld zu tauschen angesprochen, was wir natürlich nicht mehr wollten, weil wir erst einmal genug Pesos hatten.

Wetter und klimatische Bedingungen in Buenos Aires

Das Wetter im November ist ideal. Argentinien ist auf der anderen Seite des Äquators, wenn man den Globus aus deutscher Sicht betrachtet. Frühsommerliche Temperaturen um die 20 bis 25 Grad Celsius sind sehr angenehm im Gegensatz zum winterlichen Schmuddelwetter in Deutschland.

Die Sonne lacht, wohl nicht immer, denn die Stadt ist sehr grün, was auch auf reichlich Niederschläge hinweist. Breite Alleen und Boulevards, viele Autos europäischer Modelle zeugen unter anderem davon, dass Buenos Aires eine Metropole ist, deren landwirtschaftliche Exportprodukte und sonstigen Bodenschätze einer kleinen Ober- und Mittelschicht gute wirtschaftliche Grundlagen für Wohlstand und Reichtum bieten. Das Land ist eigentlich sehr reich und es ist schwer verständlich, warum Argentinien immer wieder mit Krisen und Wirtschaftsproblemen in Verbindung gebracht wird. So auch in diesem November 2019.

Eine Tatsache daraus lässt sich für Besucher wie uns feststellen: Die allgemeinen Kosten und Lebensmittelpreise sind deutlich niedriger im Vergleich zu Deutschland.

Straßenleben und Lifestyle der Stadt

Buenos Aires ist voller Überraschungen. Der erste Eindruck ist positiv. Eine freundliche Grundstimmung liegt über der Stadt, aber die Armut der Bewohner ist immer wieder zu spüren. Obdachlose Jugendliche, Frauen mit Kinder, die selbstgebastelte Kleinigkeiten verkaufen, Bettler, die Geld brauchen, Straßenhändler, die offen alles anbieten, was sich kaufen und verkaufen lässt, lassen die dringliche Situation vieler Bewohner Buenos Aires erahnen. Wir haben 1000 Pesoscheine in kleinere 100 Peso Noten getauscht, die wir immer wieder bedürftigen Leuten zustecken konnten, die das Geld dankbar angenommen haben.

Folgen der Krise Argentiniens
Folgen der Krise Argentiniens

Fotogalerie Streetlife und Schnappschüsse aus Buenos Aires am ersten Tag

Die ersten Eindrücke

Die interessantesten Stadtviertel von Buenos Aires

Neben dem Zentrum, wo wir im Alvear Art Hotel abgestiegen sind, liegen die interessantesten Stadtviertel Buenos Aires. Diese sind: San Telmo, La Boca, Recoleta, Puerto Madero und Palermo. Es gibt natürlich weitere Stadtviertel mit interessanten Hotspots und Sehenswürdigkeiten. Aber es sind die ersten Viertel, die uns empfohlen wurden und die wir jetzt und in den nächsten Tagen erkunden wollen.

La Boca

Mit dem 152 Bus und einer frisch aufgeladenen SUBE Karte für den öffentlichen Nahverkehr fahren wir für 21 Pesos (ca 30 Cent) aus dem Centro in Richtung La Boca. Dort, wo die Messis und Maradonnas ihre Karriere begonnen haben und wo wir ständig kleinen Jungs im Nationaltrikot begegnen.

La Boca ist der Stadtteil, den man als europäischer Tourist gesehen haben muss, denn die Atmosphäre dort ist expressionistisch exotisch bizarr farbenfroh, alles zusammen. Also ideal für Jäger des Lichts und Hobby–Fotografen. Die Motive sprießen exponentiell aus dem Boden – einfach überall – und wer keine Fotos sammelt, nimmt die Bilder in seiner Erinnerung für immer mit.

La Boca ist als gefährliches Pflaster gekennzeichnet, aber man sollte die Lage vorsichtig realistisch einschätzen können, dann passiert auch nichts. Also nicht mit einer goldenen Uhr und Halskette durch den Stadtteil laufen, das wäre unpassend. Ansonsten sind die Menschen, die wir getroffen haben, uns sehr freundlich und offen entgegen gekommen. Ein bunter Mix aus diversen Kulturen sorgt für internationales Flair.

Das legendäre La Boca Fussballstadium ist ein zentraler Ort mitten im Stadtteil. Ein Besuch dort ist sicher ein Erlebnis. Es war uns aber leider nicht vergönnt.

Bus 152, La Boca, Buenos Aires
152 Bus, La Boca, Buenos Aires

San Telmo

Der Stadtteil liegt zwischen dem Centro und La Boca vor Puerto Madero, der Hafencity. San Telmo ist bekannt für seinen Antikmarkt am Sonntag ‘Feria De Las Artes San Pedro Telmo’, den man besuchen sollte, wenn man ohne Gepäck und reichlich Freiraum im Koffer angekommen ist. Es gibt hier die tollsten Kuriositäten, die man in Berlin und Paris nicht finden kann. Silberdollars von Admiral Togo, alte argentinische Briefmarken, gestrickte Fantasymasken und natürlich Tango Devotionalien ohne Ende.

Viele Verkäufer und Besucher haben sich kostümiert. Man begegnet argentinischen Gauchos, andalusischen Handleserinnen und Sonnenköniginnen, surrealistischen Fotodesignern, die sich wie Salvador Dali gestalten und spanischen Freibeutern in Uniformen des 19. Jahrhunderts. 

Einfach vollkommen crazy. Wer es nicht selbst erlebt hat, glaubt es nicht. Dazwischen natürlich die eine oder andere Bar, die im stündlichen Wechsel Tangoshows anbietet. Danach geht der Hut herum und als Zuschauer spendiert man 20, 50 oder 100 Pesos. Es sind Beträge, die die Darsteller glücklich machen, aber für Touristen aus Europa nicht wirklich ins Gewicht fallen dank eines günstigen Umtauschkurses.

Der Antik-Markt ‘Feria De Las Artes San Pedro Telmo’ im historischen Stadtviertel San Telmo ist ein Happening. Unbedingt empfehlenswert.

Recoleta

Hier gibt es wie überall in der Stadt großzügige Parks und Grünflächen, die intensiv von den Menschen genutzt werden. Deutsche Städte sind viel enger geplant und bebaut. Buenos Aires ist eine junge Stadt mit einem weiten Hinterland. Das hat lange Zeit eine andere Stadtplanung zugelassen. Erst in den letzten Jahrzehnten sind Hochhäuser in der Nähe des Hafen entstanden. 

In Recoleta stehen einige repräsentative Bauten wie das Teatro Colon, der Supreme Court und andere. Wuchtige staatstragende Gebäude in einem Stil, der sich Historismus nennt: Vergangenen Stilrichtungen nachgeahmt.

Hier und im Centro stossen mehr oder weniger alle U-Bahnlinien zusammen, die von hier sternförmig auseinanderdriften, aber keinen wirklichen Kreis bilden. Wer quer durch die Stadt und umsteigen muss, benutzt besser Buslinien oder Taxis, die im Verhältnis zu Deutschland nicht sehr teuer sind.

Puerto Madero

Zwischen dem offenen Meer, dem Strand und Lagunen liegt die Hafencity Puerto Madero. Eine lange Promenade führt an den Lagunen und einem in drei Abschnitte, genannt Dique1, 2 und 3, unterteilten Kanal entlang führt. Das ist ein Ort um Freunde zu treffen und sehen und gesehen zu werden. Zu bestimmten Zeiten auch nur ein Ort der Entspannung und des Loslassens. Viel Grün und frische Luft (Buenos Aires wie der Name sagt) machen es möglich.

Buenos Aires, Teil 2

Weitere Eindrücke im nächsten Blogartikel ‚Zwischenstopp in Buenos Aires auf dem Weg in die Antarktis —Teil 2’ und – weil ich noch viele weitere Stichpunkte notiert habe, die für die Vorbereitung auf eine Antarktis-Kreuzfahrt thematisch passen, kann es auch noch einen dritten Artikel geben.


Lesetipps

Änderungen vorbehalten

Änderungen, Schreibfehler und Irrtümer ausdrücklich vorbehalten. Abbildungen können ähnlich sein.

betravel Reiseredaktion
Artikel aktualisiert am 31. Januar 2023

ImpressumDatenschutzWerbungMediaKitÜber unsKontakt© All rights reserved

Werbung