Sevilla ist die Hauptstadt des südspanischen Andalusiens und kultureller Schmelztiegel zwischen christlicher und arabischer Kultur.

Ein Auslandssemester in Sevilla. Tipps und Erfahrungen

Hier habe ich über ein halbes Jahr für ein Auslandssemester gelebt und hier sind meine Tipps und Erfahrungen für alle, die einen Aufenthalt in Sevilla planen und die Stadt besuchen möchten.

Simon Uhl
Simon Uhl

Meine Empfehlungen von meinem Aufenthalt in Sevilla

In welcher Jahreszeit sollte man Sevilla besuchen?

Viele Touristen besuchen die Stadt in den Sommerferien. Das ist allerdings genau die Zeit, in der ich davon abrate, dort hinzugehen. Es ist einfach zu heiß. Zwischen Juni und September steigt das Thermometer eigentlich jeden Tag mindestens über 30 ° Celsius, manchmal auch über 40 °C. Selbst nur im Park chillen und ein Buch lesen ist in der Mittagszeit gefühlt Schwerstarbeit. Ich habe es mehrmals versucht.  

Dafür ist jede andere Jahreszeit in der Stadt sehr empfehlenswert. Der Frühling ist schon angenehm, ab März hat es oft bereits 20° C. Nach dem Winter ist die Stadt besonders schön, denn die Pflanzen, welche die ganze Innenstadt und Parks füllen, blühen und grünen.

Das aktuelle Wetter in Sevilla

Sevilla im Spätsommer, Herbst und Winter

Im Spätsommer und Herbst hängt dann die ganz Stadt voller Orangen. Die meisten Bäume sind nämlich Orangenbäume und diese tragen ihre reifen Früchte zwischen Oktober und November. In dieser Zeit kann man auch ausgezeichnet vor der Kälte fliehen, die in Deutschland bereits Einzug hält. In Sevilla sind es tagsüber bis zu 20° Celsius und dicke Jacken sind in Südspanien um diese Zeit noch fehl am Platz.

Auch der Winter hat in der Stadt eine sehr schöne Seite: Sevillas Weihnachtsmarkt. Dieser ist ganz anders als man ihn aus der Heimat gewohnt ist. Nirgends finden sich Stände, die Glühwein oder Essen verkaufen. Höchstens ein paar Buden, die weihnachtliche Holzschnitzereien anbieten. Dafür leuchtet die ganze Stadt. Viele Gebäude sind kunstvoll mit Lichterketten geschmückt, die Einkaufsstraßen sind von Kunstwerken aus LEDs erleuchtet und öffentliche Plätze werden von großen, leuchtenden Konstruktionen dominiert. Auch auf das draußen sitzen muss man in der kalten Jahreszeit nicht verzichten. Wenn es zu kühl werden sollte, dann behelfen sich meisten Restaurants, Bars und Cafés mit Hitzestrahlern und Heizpilzen.

Was kann man in Sevilla anschauen?

Sevilla als Stadt besitzt einen besonderen Charme. Bereits seit der Antike ist sie die Handelsbrücke zwischen Europa und Afrika. Diese Dualität von Kulturen hat sich in der Geschichte der Stadt immer weiter fortgesetzt. Erst war sie phönizisch, dann erobert von Cäsar, später erobert von Maurern und zu einer islamischen Stadt gemacht, danach von den Spaniern erobert und christianisiert.

Im 16. Jahrhundert wurde die Stadt dann das Zentrum des spanischen Handels und Dreh- und Angelpunkt für Expeditionen in die Neue Welt. Die Gebeine von Cristoph Kolumbus sollen in der Kathedrale von Sevilla liegen. Allerdings behauptet Santo Domingo in der Domenikanischen Republik ebenfalls, die Grabstätte des Seefahrers zu sein.

All diese kulturellen Einflüsse sind bis heute gegenwärtig und Sevilla und seine Einwohner sind so divers wie kaum in keiner anderen Stadt Spaniens. Entsprechend schwer fällt es mir, bestimmte Ziele in der Stadt als objektiv sehenswerter als andere zu empfehlen. Deshalb hier jetzt meine sehr persönliche Auswahl an Zielen in der Stadt.

Parque de Maria Luise

Der Parque de Maria Luise ist einer von Sevillas zwei wunderschönen Parks. Auf der Fläche von rund einem halben Quadratkilometer befindet sich eine schöne, gemischte Flora, die zu fast jeder Jahreszeit einige blühende Pflanzen bereithält. Man entdeckt mehrere Skulpturen, Wasserbecken und kunstvolle Mosaiken.

Plaza de España
Plaza de España
Plaza de España
Plaza de España

Das Highlight des Parks ist zweifelsfrei der Plaza de Espagna. Dieser wurde vom letzten herrschenden spanischen Monarchen Alfonso XIII in Auftrag gegeben und von dem berühmten Architekten Aníbal González Álvarez-Ossorio umgesetzt.

Der Platz hat nicht nur mir besonders gut gefallen, auch George Lukas hat sich hier scheinbar wohlgefühlt, beschloss er doch Teile von Star Wars Episode II hier zu drehen und den Plaza de Espagna Pate für die königlichen Paläste des Planeten Naboo stehen zu lassen.

Aber nicht nur Star Wars wurde in diesem Park gedreht, bereits viel früher – in den 60ern wurden Szenen des Klassikers Lawrence von Arabien auf Plaza America im Park gedreht.

Meine absolute Empfehlung, besonders für Filmfans ist also, sich einen Nachmittag für einen ausgiebigen Spaziergang durch den Park zu nehmen. Wer in dem Park etwas verweilen und entspannen möchte, findet dort auch mehre schöne Cafés im Grünen.

Google Maps. Sevilla. Plaza de Espagna

Jardines de Murillo

Der Park liegt direkt neben dem Parque de Maria Luise und ist ein gutes Stück kleiner. Aber was ihm an Grünfläche fehlt, das macht er mit dem dazugehörigen Alcázar wieder weg.

Dieser Palast geht auf die maurischen Zeiten von Sevilla zurück und ist bis heute die Residenz der Royalen Familie, wenn sie in der Stadt ist. In den letzten Jahren ist der Palast zu mehr Bekanntheit gekommen, weil er für die Serie Game of Thornes das Set der dornischen Wassergärten geworden ist.

Wer sich selbst das Gebäude von innen anschauen möchte, muss mit einem Preis von 11,50 € rechnen. Studenten und Rentner zahlen allerdings lediglich 3 €. (Preise aus der Zeit als ich es besuchte).

Kathedrale von Sevilla

Im historischen Zentrum der Stadt liegt die Kathedrale von Sevilla. Sie wurde im 15. Jahrhundert erbaut und gehört heute zum UNESCO-Weltkulturerbe.

Besonders sehenswert sind der vor Gold glänzenden Hochaltar und der Sarkophag von Christopher Kolumbus, welcher die sterblichen Überreste des Entdeckers enthält.

Stierkampfarena von Sevilla

Wer schon immer mal einen Stierkampf sehen wollte, der wird an den meisten Orten Spaniens Pech haben, denn man kann zwar noch viele der imposanten Arenen besichtigen, aber Kämpfe werden heute in den wenigsten Arenen ausgetragen.

In Sevilla ist diese Tradition noch am Leben und wer Lust hat, das Spektakel mit zu erleben, kann sich einfach eine Karte für den nächsten Kampf im Plaza de toros de la Real Maestranza de Caballería de Sevilla kaufen.

Torre del Oro

Nicht weit entfernt von der Stierkampfarena am Kanal, der quer durch die Stadt führt, liegt der Torre del Oro. Dieser Turm war früher Teil der Stadtmauer und ist heute ein Museum für Schifffahrt.

Während das kleine Museum ganz nett ist und für die verlangten 3€ Eintritt auch durchaus angemessen unterhält, ist der Hauptgrund, warum ich den Besuch empfehle, der tolle Blick, welchen man von hier über die Stadt hat.

Triana

Linker Hand des Kanals, welcher die Stadt in zwei Hälften spaltet, liegt das Viertel Triana. Es ist in seiner Architektur arabischer angehaucht als der mittelalterliche Stadtkern und das Viertel ist die Heimat des Flamenco.

Wer sich in dem Viertel umschauen möchte, betritt es am besten über die Brücke Puente de Triana Richtung Plaza del Altozano. Hier sind viele schöne Häuser mit Mosaiken an den Wänden und Bars, Cafés und Restaurants an der Promenade.

Ohne ein großartiges Ziel zu benötigen, kann man hier stundenlang durch die idyllischen Straßen und Gässchen schlendern.

Acuario de Sevilla

Wer gerne Aquarien besucht, sollte meiner Meinung nach dieses auf keinen Fall auslassen und die 17 € Eintritt für den Rundgang durch die Aquarien nicht scheuen.

Am nördlichen Ende des Parque de Maria Luisa ist der Eingang zu dem Acuario de Sevilla. In diesem sind Hunderte von Meereslebewesen ausgestellt und von dem atemberaubenden Ballett bunter Quallen bis zu riesigen angsteinflößenden und majestätischen kreisenden Haien gibt es hier wirklich alles zu sehen.

Als Letztes möchte ich noch eine Empfehlung für Kunstfans aussprechen. Das Museum of Popular Arts and Traditions liegt ebenfalls am nördlichen Ende des Parque de Maria Luisa. Es ist ein Kunstmuseum.

In diesem bietet sich eine schöne Gelegenheit, sowohl die barocke Malerei Sevillas mit Werken von Künstlern wie Zurbarán, Murillo und Valdés Leal, aber auch andalusische Malerei aus dem 19. Jahrhundert zu bewundern. Eintritt ist für Europäer kostenlos.

Straßenverkehr, Fortbewegung und Öffentlicher Nahverkehr in Sevilla

Um hier von A nach B zu kommen, gibt es zwei Möglichkeiten. Das Auto ist keine davon, aber in der Stadt gibt es kaum Parkplätze und für deutsche Fahrer ist der einheimische Verkehr ein Albtraum.

Die nächste Möglichkeit sind Busse und Bahnen. Diese sind in der Stadt recht gut ausgebaut und preiswert. Besonders empfehlen kann ich Besuchern ein 48 Stunden Ticket mit dem Hop-On/Hop-Off-Bus. Das kostet zwar 31 €, ist diese aber definitiv wert. Der Bus fährt in der Stadt alle Sehenswürdigkeiten an und im Preis ist direkt an Bord des Busses ein Audioguide mit vielen Informationen zu den Sehenswürdigkeiten inbegriffen. Außerdem berechtigt einen das Busticket viele der Attraktionen wie das Acuario de Sevilla ohne extra Kosten zu besichtigen.

Eine andere Möglichkeit, durch die Stadt zu kommen, sind Fahrräder. Stationen, um diese zu leihen und abzugeben sind wirklich überall und die Stadt ist fast komplett flach. Außerdem sind beinahe überall Fahrradwege gut ausgebaut, weshalb man immer gut vorankommt, ohne auf Autos oder Fußgänger achten zu müssen.

In meiner Zeit dort habe ich fast alles mit dem Fahrrad oder auch zu Fuß gemacht.

Essen und Trinken

Wie zu erwarten gibt es in Sevilla die traditionelle südspanische Küche. Das bedeutet, es gibt eigentlich überall Tapas und Paella.

Viele deutsche Touristen machen den Fehler, ein Gericht zu bestellen und sind dann verwirrt, wenn sie einen sehr kleinen Teller bekommen. In Spanien ist es üblich, Tapas zu bestellen, also mehrere kleine Teller von verschiedenen Gerichten.

Zwar bieten manche Restaurants für Touristen normale Portionen an, davon rate ich aber aus 2 Gründen ab. Zum einen verpasst man so die Vielfalt der Küche und zum anderen sind die Preise dieser Portionen oft deutlich zu hoch.

Besonders interessant ist neben den bekannten Gerichten frittierter Haifisch, eine Spezialität, die ich sonst noch nirgends auf der Welt so bekommen habe.

Ansonsten lohnt es sich oft, nach den Spezialitäten eines Restaurants zu fragen, da die meisten Läden spezielle eigene Tapas haben.

Restaurants, Bars und Cafés

In der Stadt mangelt es auch nicht an guten Restaurants, welche in der Regel sehr preiswert sind. Das liegt vor allem daran, dass es hier kulturell üblich ist, viel öfter essen zu gehen als in Deutschland und die Einheimischen meist auswärts essen.

Bei der Suche nach einem passenden Laden empfehle ich, ein paar Meter weg von den großen Plätzen und Straßen zu gehen, denn in den Nebenstraßen liegen die Restaurants, in denen die Einheimischen speisen und man zahlt nicht extra einen Touristen Bonus.

Während es in der Stadt sehr viele gute Restaurants gibt und ich in sehr vielen Läden sehr gut gegessen habe, ist mein persönlicher Tipp das Agustín & Company Bar de Tapas. Das Restaurant hat eine vorzügliche Auswahl an exotischen Tapas und ein spitzenmäßiges Angebot an Weinen. Während ich in Sevilla gewohnt habe, bin ich mindestens einmal alle zwei Wochen dort essen gewesen.

Wer noch etwas trinken gehen möchte, ist hier bei einem Gläschen Rotwein genau richtig. Für diesen ist die Region bekannt und er ist nicht nur sehr lecker, sondern auch preiswert.

Bierfans kommen nicht ganz auf ihre Kosten. Cruzcampo, das regionale Bier, ist nicht wirklich eine Offenbarung. Etwas teurer und nicht überall erhältlich ist das Alhambra Bier aus dem benachbarten Granada. Dieses hat mir deutlich besser geschmeckt.

Aber wo geht am besten abends noch etwas trinken?

Genau wie bei den Restaurants gilt, die Auswahl an guten Adressen ist riesig. Ich war in Dutzenden schöner Cafes und Bars in der ganzen Stadt und die folgenden zwei sind meine sehr persönlichen Favoriten, zu denen ich immer wieder zurückgekehrt bin.

La Terraza de EME

Das Terraza de Eme ist im Erdgeschoss ein gutes italienisches Restaurant, auch zu empfehlen, wenn man Lust auf eine Pizza haben sollte.

Geht man aber durch das Restaurant durch zum Aufzug und fährt mit diesem nach oben, findet man sich auf einer wunderschönen Dachterrasse mit Blick auf die Kathedrale wieder. Die Cocktails hier sind zwar recht teuer, aber auch entsprechend gut.

El Embarcadero

Mein zweiter Tipp ist das El Embarcadero. Die Bar ist am Ufer des Kanals und dort sehr gut versteckt. Zwischen vielen großen Restaurants ist lediglich eine Tür, die zu einer Treppe hinunter ans Ufer zu der Bar führt. Die Stimmung dafür hat es mir sehr angetan. Warum? Es ist dort angenehm ruhig, die Preise stimmen, die Cocktails sind gut und es ist einer der besten Blicke auf den Kanal in der Stadt. Und man trifft immer wieder interessante Gäste aus allen Ländern.

Wer mehr von Südspanien als nur Sevilla sehen möchte, der darf gespannt sein. In meinem nächsten Artikel wird es um Ausflugsziele in der Nähe von Sevilla und in Andalusien allgemein gehen.

Simon Uhl, Reiseredaktion betravel


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Artikel aktualisiert am 15. März 2024

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