Rom, Teil 3: Der Barock

Nachdem mir Walter Schnerring bereits von seinen bevorzugten Zielen aus der Antike (Rom, Teil 1) und frühchristlichen Zeit in Rom erzählt hatte, war ich schon bereit, meine Koffer zu packen und den nächsten Trip in die Ewige Stadt anzutreten. Aber da hatte er erst zu dem großen Finale angesetzt, sich warm geredet und mir im letzten Teil unseres Gespräches über Roms glamouröse Orte erzählt: Die des Barock.

Zu diesem Zeitabschnitt hat Walter Schnerring mit Abstand am meisten Ziele in der Stadt empfohlen und auch einige Anekdoten über seine Besuche erzählt. Außerdem hat er viele der Gebäude aus dem Barock gezeichnet und mir die Studien gezeigt.

Er erklärte mir auch, warum Rom so ein besonderer Ort zum Besichtigen von Werken aus dem Barock ist: Hier gibt es nämlich die  Werke des wuchtigen klassischen, klaren Hochbarock (ab 1600). Bei uns tobte in jener Zeit der 30-jährige Krieg mit allen Folgen: Armut, Flucht, Seuchen und Tod. Im Rest Europas gibt es diesen Barock fast nicht, weil er stark auf der Wiederentdeckung der Werke der Antike beruht, welche vor allem als Ruinen in Italien noch präsent waren. Schließlich wusste jeder Pilger seit der „katholischen Reformation“ (1560): „Alle Wege führen nach Rom“.

Um Künstler sein zu können, musste man damals nach Italien – nach Rom gehen, weil dort die Künste geschätzt waren und von den Kirchenfürsten und Adligen gefördert wurden. So wurde Rom zum Sammelbecken bedeutender Architekten, Bildhauer, Maler und anderer Künstler.

Der Vatikan

Zwar ist das Zentrum der katholischen Welt zweifellos im italienischen Barock, der sich auf die Renaissance stützt.  Doch ist die angebotene Masse und Wucht, die viel Zeit- und Kraftaufwand verlangt, zu bedeutend, als dass man den Vatikan einfach wie andere Sektoren behandeln könnte. Dieser wäre eine extra Reise wert.

Das gilt besonders für die vatikanischen Museen. Diese beheimaten eine unglaubliche Menge an bedeutenden Werken. Gelangt man am Ende der langen Tour zum Finale, der Sixtinischen Kapelle, ist man schon müde und bildersatt. Man darf dort auch weder sitzen noch sprechen.

Engelsburg (Hadrians Mausoleum)

Die einzige Ausnahme ist der berühmteste Zugang in den Vatikan: Die Engelsburg und die zu ihr führende Engelsbrücke. Eigentlich heißt das Gebäude ‘Hadrians Mausoleum’ und wurde bereits in der Antike als Grab für den römischen Kaiser Hadrian gebaut. Die Bedeutung für die christliche Welt und die namensgebenden Engelsskulpturen erhielt der Bau erst viel später, als er zur Fluchtburg der Päpste wurde.   

Um die Burg und die Brücke zu betrachten, muss man aber kein Geld ausgeben, das kann man auch bequem von der anderen Tiberseite aus.

So hat es auch Walter Schnerring getan, um sein Bild davon zu zeichnen. Wer ihm das nachtun möchte, sollte aber gewarnt sein: “Zwar hat man einen wunderschönen Blick vom Ufer des Tibers, man steht aber auch genau unterhalb der Touristenwege. Entsprechend muss man sich in Acht nehmen, nicht von weggeworfenen Bananenschalen oder Flaschen getroffen zu werden”.

Sollte man doch in die Burg wollen, kostet das einen Eintritt von 21 €. In der Burg kann man die Engelsskulpturen von den Künstlern Raffaello da Montelupo und Peter Anton von Verschaffelt aus nächster Nähe betrachten. Außerdem gibt es die unterirdischen Gräber der römischen Kaiser zu sehen und die 58 Säle des Museums, in welchen neben der Geschichte des Bauwerks auch Waffen, Möbel und Gebrauchsgegenstände ausgestellt sind.

Ich fand bei meinem letzten Besuch des Mausoleums auch den Blick von dessen Dach bemerkenswert. Hier sieht man fast gesamt Rom und kann die meisten Wahrzeichen der Stadt ausmachen.

Barock Kirchen

Ähnlich wie bei der frühchristlichen Architektur ist die Architektur im Barock besonders in dem Bau von Kirchen aus dieser Zeit präsent. Walter Schnerring hat mir insgesamt Zehn Gotteshäuser in der Stadt beschrieben und empfohlen, welche sich entweder wegen ihres Baus oder der darin befindlichen Kunstwerken zu besichtigen lohnen.

Mit diesen Zehn habe ich eine Tour durch die Stadt geplant, welche mit knapp sieben Kilometern in einem Tag bewältigt werden kann und dabei genug Zeit lässt, sich alles anzusehen.

Barock Kirchen Tour

Santa Maria del Popolo

Unsere Tour beginnt an der Piazza del Popolo etwas außerhalb des Stadtzentrums. Während die meisten Reiseführer hier aber zu den Zwillingskirchen Santa Maria in Monte Santo und Santa Maria die Miracoli schicken, wenden wir uns der dritten Kirche am Platz zu, der Santa Maria del Popolo.

Santa Maria del Popolo

Popolo bedeutet Pappel, denn es war früher ein Sumpfgebiet. Dabei ist es nicht die Kirche selbst. Ihre Architektur ist auch nicht der Grund für die Empfehlung des Kunsthistorikers, dafür gibt es zwei andere Gründe.

Erstens die zwei Bilder Caravaggios, welche hinten rechts in der Ecke der Kirche ausgestellt sind. Hier befinden sich “Kreuzigung des Apostels Petrus” und “Bekehrung des Paulus”. Selbst im Vergleich mit anderen Werken des Frühbarock sind die Bilder Caravaggios bemerkenswert. Der meisterhafte Maler hat eine Art Licht, so realistisch einzufangen, als hätte die Leinwand ihre eigene Sonne.

“Mit der ruppigen, bäuerlichen Art erreicht der Maler Volksnähe. Die in Kreuzform angeordnete Komposition mit Petrus, der aktiv mitzuhelfen scheint, sowie das dicke Hinterteil des Schergen fesseln jeden Betrachter. Die Idee, Paulus, vom Licht Gottes getroffen unter ein scheckiges Pferd zu werfen, symbolisiert den Glaubenswechsel von dunkel zu hell.”

Walter Schnerring

Licht ist auch entscheidend für die zweite Besonderheit der Kirche: Ihre Fenster. Diese sind von den französischen Künstlern Claude und Guillaume Marcillat gestaltet worden. Sie stellen Szenen aus der Kindheit Jesus und dem Leben der Maria dar und gelten als die schönsten Fenster in ganz Rom.

Tipp: Immer, wenn ich in der Stadt bin, besuche ich die Piazza del Popolo. Aber nicht wegen der Kirchen, sondern wegen der Terrazza del Pincio oberhalb des Platzes, im Park der Villa Borghese. Diese erreicht man nach rund zehn Minuten Aufstieg.

Von hier aus hat man einen der schönsten Blicke über die Stadt, und wenn man sich in einem der vielen Kiosks unten am Platz ein kühles Getränk mitgenommen hat, ist es der perfekte Ort für eine kleine Pause.

Santa Maria della Vittoria   

Von der Santa Maria del Popolo geht es langsam Richtung Innenstadt. Die nächste Station ist wiederum eine Kirche, die weniger wegen ihrer Architektur und mehr wegen ihrem Innenleben besuchenswert ist.

Links vom Chor befindet sich die Cornaro-Kapelle, in welcher Berninis Statue “Verzückung der heiligen Theresa” beheimatet ist. Diese ist in dem breiten und vielseitigen Schaffen des italienischen Künstlers und Architekten, Bildhauers und Malers seine bedeutendste Skulptur. Der lächelnde Engel senkt der verzückten Nonne ihren Jesus sozusagen wie eine mystische Vermählung ins Herz: Ein Höhepunkt alles Katholischen. 

Eine Randnotiz zu den beiden letztgenannten Kirchen Santa Maria del Popolo und Santa Maria della Vittoria ist den Jüngern des Thriller-Autor Dan Brown gewidmet. Hier spielen sich die schauerlich grausamen Szenen des Romans und Films “Illuminati” ab, die Zusammenhänge zwischen dem Geheimbund, der immer noch existieren soll und der katholischen Kirche thematisieren. Dan Browns Romanvorlage ist zweifelsohne mehr Dichtung als Wahrheit, immerhin verbindet er viele historische Ereignisse und Figuren in der Geschichte, die für Millionen von Lesern und Kinobesuchern interessante Bezüge zur Gegenwart Roms herstellen.

Für historisch interessierte Besucher ist auch das Marienbild der Kirche interessant. Dieses soll ein Mönch der Legende nach in die Schlacht am weißen Berg geführt haben. Die Schändung des Gemäldes durch die protestantische Armee soll ihre katholischen Gegner so wütend gemacht haben, dass sie die Schlacht gewannen.

Illuminati, Thriller von Dan Brown, dessen Handlung u.a. in den Kirchen Santa Maria del Popolo und Santa Maria della Vittoria spielt

San Carlo alle Quattro Fontane

Eine kurze Strecke die Straße runter von der Santa Maria della Vittoria liegt das erste Ziel dieser Tour, welches uns hauptsächlich wegen seiner Architektur empfohlen wird.

Steht man vor der Kirche, versteht man auch sofort warum. Das ganze Gebäude ist wirklich winzig und verdient sich damit den Spitznamen San Carlino. Die gesamte Kirche passt in eine Säule des Petersdoms. Der Grundriss ist ein auf den Chor zwingend hinführendes Längsoval. Die Fassade ist sehr beeindruckend. Sie ist komplett geschwungen und wirkt, um hier Walter Schnerrings treffende Beschreibung zu zitieren „…wie eine Membran zwischen der Außenwelt und dem Inneren der Kirche.“.  Boromini ist im Wesentlichen durch schwingende Räume gekennzeichnet, was dann den Spätbarock in ganz Europa beeinflusst hat.

Diese kleine Kirche Borrominis gilt als wichtiges Werk des genialen Architekten des Barock. Um sie zu bauen, verzichtete er sogar auf seine Bezahlung, um mehr Mittel für die Umsetzung seiner Kirche zur Verfügung zu haben. Zwar erlebte er die Fertigstellung dennoch nicht mehr, zu seinen Ehren hängt in der Kirche aber bis heute ein Gemälde, welches ihn zeigt.

Sant’Andrea al Quirinale

Nicht weit von der San Carlino ist schon die nächste Kirche, welch eine Besichtigung wert ist. Die Sant’Andrea al Quirinale ist von dem zweiten großen Architekten der Barock, Bernini, gestaltet worden. Die Fassade ist ein beeindruckender Teil der Kirche. Sie ist fast schon die Antithese zu der von San Carlinos. Wo Borromino mit seinen runden, beinahe gewachsen wirkenden Formen fasziniert, setzt Bernini auf klare, gerade, geometrische Formen.

“Mir hat der Eingang so gut gefallen. Eine Spekulation von mir ist, dass er das Modell dafür aus Papier geschnitten haben könnte, ein Papier- oder Pappe-Modell mit Falzkanten.  Der Portikus mit den zwei Säulen im Halbkreis und das Thermenfenster darüber wirken wie bei Kinderbüchern, in denen sich beim Aufklappen ganze Szenen aufrichten.“ 

Walter Schnerring

Aber auch der Innenraum der Kirche sollte besichtigt werden. Da der Bauplatz zwar Lang, aber nicht sehr tief war, musste Bernini von der üblichen länglichen Kirchenform abweichen und baute dieses Gotteshaus in einem Oval. So erscheint der Weg zu dem Altar weiter, als er eigentlich ist.

Der Altar selbst ist ebenfalls eine bemerkenswerte Arbeit. Er ist nicht wie in vielen anderen Kirchen eine klar abgegrenzte eigene Instanz im Raum, sondern scheint flüssig in seine Umgebung integriert.

Wegen dieses Altars und der schönen Fassade ist die Sant’Andrea al Quirinale die beliebteste Hochzeitskirche in ganz Italien. Aber nicht nur Paare finden die Kirche unwiderstehlich, auch Walter Schnerring musste die Kirche unbedingt zeichnen. Entgegen aller Widerstände, wie er erzählt.

“Mehr als für eine kolorierte Zeichnung hat es nicht gereicht, weil zum einen ein brutales Gewitter auf mich nieder ging und zum anderen mein Obstkistchen, auf dem ich saß, von der Nässe des Wassers zusammenbrach.

Und weil ich eine Stunde mit dem Chef des Sicherheitsdienstes des Quirinale diskutiert habe. Es ist so gewesen: Ich hocke da und male bei Regen. Und dann kommt die  bewaffnete Wache. Die beiden wollen mich wegscheuchen. Dann habe ich viel geredet, aber es hat kaum geholfen. Aber sie hatten gemerkt, es sei wohl besser, sie nehmen ihn mit. Also haben sie mich an den Eingang gebracht. Dann habe ich denen gesagt wer ich bin – Professore Della Universita di storia de belle arte de Stoccarda – und  das Monumento de Bernini, es sei eine Huldigung, eine Adorazione an Bernini. Ich sei von Deutschland extra angereist, nur für Bernini und diese Kirche. Dann kam der Vorgesetzte und sagte mir, das sei leider nicht möglich, denn das sei Sperrzone des Regierungssitzes. Darauf hin kam ein Herr Zivil und fragte mich auf Deutsch “Wie ist das Wetter in Stuttgart, Herr Professor?”. Darauf hin erlaubte er mir zwei Stunden zu malen. Als schließlich die Wachablösung kam, hat sie mich schon mit “Professore” gegrüßt.”

Walter Schnerring

Il Gesù

Nach dem jetzt viele Kirchen sehr nahe aneinander waren, geht es jetzt ein Stück weiter in die Innenstadt. Il Gesù ist im Gegenteil zu den anderen Kirchen, welche bisher Teil der Tour waren, eine sogenannte Reformkirche. Sie wurde von dem italienischen Architekten Giacomo Barozzi da Vignola im Frühbarock gebaut und soll eine bewusste Antithese zu den nüchternen, protestantischen Kirchen der Reformbewegung Luthers sein.

Il Gesù ist die Heimatkirche des Jesuiten Ordens und vertritt das optische Gegenteil der protestantischen Kirchen. Die gesamte Kirche ist beeindruckend prachtvoll und voller Gold und Marmor. Die anti-protestantische Idee der Kirche wird noch mal durch die Marmorstatue eines Engels am Altar des Ignazius von Loyola unterstrichen. Der Engel zerreißt wutentbrannt ein Buch. Dieses Buch steht für die lutherisch protestantischen Schriften.

San Ignazio

Hier schließt sich historisch San Ignazio an. Diese sollte ganz besonders wegen ihres gewaltigen, illusionistischen Deckenbildes, das der Himmelfahrt des heiligen Ignazius von Loyola gewidmet ist, besucht werden. Dieses barocke Deckenbild wurde zum Vorbild überhaupt sämtlicher Deckenbilder in Barockkirchen.

San Luigi dei Francesi

Weiter geht es mit der Tour Richtung Tiber. Die San Luigi dei Francesi ist die französische Nationalkirche und dem Heiligen König Ludwig IX. geweiht. Ihr Innenraum aus buntem Marmor und Gold wäre an sich schon beeindruckend, würde diese Pracht nicht komplett vor dem Grund verblassen, warum Walter Schnerring den Besuch der Kirche empfiehlt:

In der Kirche befindet sich nämlich die Contarelli Kappelle und in dieser drei Bilder von Caravaggio, welche den Jünger sowie den Evangelisten Matthäus zeigen. Darunter auch  „Berufung des Jüngers  Matthäus“, eines Zöllners, welches als eines der besten Gemälde des begnadeten Malers zählt und zu den bekanntesten Werken des Frühbarock gehört. Realismus und handelndes Kellerlicht sind die Merkmale des Künstlers.

In der zweiten Nische befindet sich der andere, vielleicht 50 Jahre jüngere „Matthäus bei der Niederschrift seines Evangeliums“. Die hier abgebildete 1. Fassung wurde von der Kirche zurückgewiesen wegen des für Caravaggio kennzeichnenden, krassen, veristischen Realismus’. Denn der Evangelist war ja kein analphabetischer Bauerntölpel, dem der Engel diktathaft die Hand führen musste, sondern hatte eine Eingebung, eine Inspiration durch den heiligen Geist, so wie es nun in der gemilderten 2. Fassung hier in der Kirche zu sehen ist.

Piazza Navona & Sant’Agnese in Agone

Lediglich eine Querstraße weiter befindet sich die Piazza Navona. Auf dieser steht Roms vielleicht bedeutendster Brunnen: Der vier Ströme Brunnen (Fontana dei Quattro Fiumi) von Bernini. Auf dem Brunnen befinden sich vier Männerfiguren. Diese versinnbildlichen jeweils die für einen der vier damals bekannten Kontinente stehenden Flüsse Donau, Ganges, Nil und Río de la Plata.

In der Mitte ziert den Brunnen ein Obelisk, welcher zu Zeiten des römischen Imperiums aus Ägypten geholt wurde. Besonders beliebt ist dieser Brunnen seit dem Erscheinen von Dan Browns Bestseller Illuminati, da der Brunnen ein zentraler Ort im Roman ist.

Wer eine Pause einlegen, vielleicht eine Kleinigkeit essen oder nur einen Espresso und ein Glas Wasser trinken will, findet an dem Platz um den Brunnen herum viele schöne Bars und Restaurants.

Ist man fertig mit der Pause, kann man gestärkt die Sant’Agnese in Agone angehen. Auch diese weißt schon eine sehr schöne Fassade auf, welche sich zu betrachten lohnt. Ihre Architektur ist deshalb sehr besonders, weil sich im Laufe ihres Baus immer wieder der Bauherr änderte und so sowohl Bernini als auch Borromini Hand beim Bau anlegten. Daraus entsteht eine Mischung der beiden Stile, die so einzigartig ist.

Diese Mischung der Stile ist so besonders, dass Walter Schnerring die Kirche unbedingt zeichnen musste. “Um das zu zeichnen, saß ich stundenlang an einem Mülleimer. Das war der einzige Platz, an dem Ruhe ist. Und 3 Stunden sitzt man bei so einem Bild allemal”.

San Ivo della Sapienza

Unweit der Piazza Navona liegt die alte Universität mit ihrer einmaligen „Wissenschaftskirche“. Bei diesem Bau von Borromini swingt alles: Der Grundriss leitet sich vom Davidstern ab. Sechs Altarnischen wechseln sich mit sechs „Gegenschwüngen“ in den Raum ab.

Der Kirchturm, der eine Spirale bildet, schraubt sich wie eine Wendeltreppe dem Himmel entgegen. So interpretiert ihn Walter Schnerring; die biblische „Jakobsleiter“.

San Pietro in Montorio

Das letzte Ziel der Tour bringt uns nun auf die andere Seite des Tibers. Hier soll der Legende nach der erste Papst, der heilige Petrus gekreuzigt worden sein. An diesem Platz wurde zu seinem Gedenken die San Pietro in Montorio errichtet.

In der Kirche gibt es einige schöne Fresken und das Gemälde „Die Geißelung Christi” von Sebastiano del Piombo. Das ist aber nicht, wovon Walter Schnerring spricht, wenn er von der Kirche erzählt. Ihm geht es um das, was sich im Innenhof der Kirche befindet: das „Tempietto di Bramante“

Von der Zeichnung, die Walter Schnerring davon angefertigt, hat er einiges zu erzählen.

“Um 16.30 Uhr wird das Hoftor zum Tempietto geöffnet. Wir waren aber schon um 14.30 Uhr da und haben unser Picknick auf den Stufen der Kirche gegessen. Da schaute der Pfarrer aus der Kirche und sagte, er macht die Kirche schon auf, weil er um 16 Uhr eine Trauung habe. Ich sage, wer ich bin, also Professore de Universite de Stuttgart. Da sagt er, ausnahmsweise darf ich auch schon in den Hof rein und hat mir das Gitter aufgemacht. Er gab mir 30 Minuten und lies mich durch das Gitter in den Hof und dann musste ich mich so setzen, dass die Wartenden mich nicht sehen konnten. Die hätten sich sonst gefragt, warum sie, die Hochzeitsgesellschaft, noch nicht reindürfen. Also hatte ich eine Privataudienz von 30 Minuten bei Bramante gehabt.”

Walter Schnerring

Er hat mir auch erklärt, was diese kleine Kuppel so besonders macht. Dass sie so aussieht, wie ein kleinformatiger Petersdom, ist nämlich kein Zufall. Bramante war nämlich auch der Architekt des Herzstücks des Vatikans. Diese winzige Ausgabe des gigantischen Doms war sein erster Versuch, eine Kuppel zu bauen, an welchem er die Techniken dazu erlernte, solch eine statische Herausforderung zu meistern.

Mit dieser besonderen Sehenswürdigkeit endet unsere Tour durch die Barockkirchen Roms. Damit sind die Tipps von Walter Schnerring allerdings noch nicht ganz aufgebraucht.

Museen

Wer nach einem Tag voller Gotteshäuser mehr Kunst aus dem Barock sehen möchte, für den seien noch zwei Museen empfohlen, in welchen man in Ruhe viele bedeutende Gemälde aus der Zeit sehen kann.

Scuderie del Quirinale

Das Kunstmuseum nahe der Sant’Andrea al Quirinale steht im Ruf, Heimat der besten Wechselausstellungen der ganzen Stadt zu sein. Hier finden bedeutende internationale Kunstausstellungen statt. Schwerpunkt sind die italienischen Meister wie Giotto, Antonello da Messina, Botticelli, Rafaello oder Leonardo da Vinci. Zwischendurch werden aber auch Kunstwerke aus anderen Teilen der Erde und Epochen der Geschichte ausgestellt.

Ein besonderer Tipp: Von hier aus kann man den Wachwechsel am Regierungsgebäude beobachten.

“Der ist prunkvoll. Das können wir Deutsche nicht. Die Uniformen glänzen, vor allem die Helme. Da kommen immer Leute zu gucken, die Touristen fotografieren. Vom Museum aus schaut man darauf herunter, da hat man einen privilegierten Platz.”

Walter Schnerring

Der Besuch des Museums kostet, wenn keine Sonderausstellungen oder Events stattfinden, 15 €.

Palazzo Venezia

Der Palazzo, das Monument für den ersten König Italiens, Phillipe Emanuele II. Der Platz hat historisch noch eine  spezielle Geschichte. Dort richtete sich nämlich in der Zeit des italienischen Faschismus Mussolini mit seinem Stab ein und hielt von dem Balkon seine bekannten Reden. Damit empfahl er sich als Nachfahre des Königs. Im Volksmund heißt das Gebäude auch „Denkmal der Schreibmaschine“.

Auf der Treppe des Palazzo Venezia, dem zentralen Platz Roms, lockt das Museum mit einer beeindruckenden Sammlung von klassischen Gemälden.  Die Sammlung wurde hauptsächlich von Papst Paul dem II. gestiftet und seitdem kaum verändert. Sie besteht aus Gemälden, polychromen Holzskulpturen, Teppichen, Waffen, Rüstungen und Terrakotta-Skulpturen.

Im Palazzo finden auch bedeutende Wechselausstellungen der Moderne statt (z.B. Michelangelo, René Magritte, Amadeo Modigliani).

Der Besuch des Museums kostet 10 €.

Orte in der Stadt

Am Ende unseres langen Gespräches hat mit Walter Schnerring noch zwei besondere Ziele in Rom vorgeschlagen, welche ich bis dahin gar nicht kannte und die auch in wenigen Reiseführern Erwähnung finden.

Palazzo Farnese

In dem Palast aus der Barockzeit befindet sich heute die französische Botschaft, und während ich darin sogar schon einmal Schutz vor einem plötzlichen Gewitter gesucht hatte, wusste ich nicht, was das Gebäude noch bereithält.

Es wurde nämlich wesentlich von Michelangelo entworfen und mit Kunst versehen. Walter Schnerring hat mir geraten, besonders auf die Galeria Farnese zu achten, welche ein sogenanntes manieristische Kunstwerk ist. Das ist eine Serie aus Bildern, deren Rahmen ineinander übergehen und welche die Decke bedecken.

Meldet man sich im Voraus in der Botschaft an, bekommt man möglicherweise eine Führung durch die Werke des alten Meisters.

Campo dei Fiori

Wir haben nun den letzten Punkt auf unserer langer Liste an Empfehlungen erreicht. Etwas, das mich fast schon traurig stimmt, weiß ich zwar kaum, wie ich alles anschauen soll, was er beschrieben hat, dennoch fasziniert mich seine breite Auswahl.

Für das Ende ist der Campo de Fiori aber ein sehr passender, schöner Ort. Wie der Name schon sagt, findet hier der Blumenmarkt der Stadt statt.

Die Gebäude des Platzes mit ihren lebendigen Fassaden verstärken die Stimmung der Piazza. Das ist aber einer der großen Vorteile des Platzes. Deshalb kommen nämlich kaum Touristen hierher und in den Bars und Restaurants kann man vergleichsweise günstig speisen und entspannen.

Das war das letzte Ziel in Rom, welches mir Walter Schnerring empfohlen hatte und ich Ihnen vorstellen wollte. Viel Spaß beim Besuchen, Besichtigen und Betrachten.  

Simon Uhl

ps: Für die Bilder von Walter Schnerring gilt selbstverständlich das „urheberrechtlich geschützt“. Diese Zeichnungen sind alle datiert auf die Jahre 2001/2002.


Lesetipps

Änderungen vorbehalten

Änderungen, Schreibfehler und Irrtümer ausdrücklich vorbehalten. Abbildungen können ähnlich sein.

Diskussion

Photocredits

Fotos Copyright betravel. Foto Engelsburg Thomas Wolf, www.foto-tw.de, Engelsburg und Engelsbrücke abends, CC BY-SA 3.0 DE, Pixabay, Unsplash

betravel Reiseredaktion
Artikel aktualisiert am 31. Januar 2024

ImpressumDatenschutzWerbungMediaKitÜber unsKontakt© All rights reserved

Werbung